23. Der letzte Vorbereitungstag
Am 23. riecht die Wohnung nach Tannennadeln. Der Baum steht zwischen Sofa und Fenster, leicht schief, aber stolz.
Lina hat eine Kiste mit bunten Kugeln und Glitzersternen. „Heute ist mein Kitsch-Tag!“, ruft sie und hängt eine blinkende Schneeflocke in die Mitte.
Ben hat eine Handvoll schlichter Kugeln in Schwarz und Silber. „Damit es nicht ganz eskaliert“, murmelt er. Er hängt sie in die hinteren Äste, so dass man sie nur auf den zweiten Blick sieht.
Lea wickelt eine Lichterkette um den Baum, Jonas balanciert auf einem Hocker. „Nicht so weit oben!“, ruft Lina.
Emma packt zwischendurch ihre Tasche für den nächsten Tag, legt ein Buch, das rote Band und ihr Handy hinein, schaut immer wieder zum Baum.
Als sie fertig sind, machen sie das Licht aus. Nur der Baum leuchtet, schief, bunt, ein bisschen überladen, aber lebendig.
„Lasst uns alle hinsetzen und nur schauen“, sagt Lea.
Im Bild: Die Familie auf dem Sofa, in Decken gewickelt, der Baum leuchtet. Wer genau hinschaut, sieht an manchen Zweigen das rote Band, als hätten sie es mit hineingeflochten.
„Morgen wünsche ich mir…“, sagt Lina.
„…dass niemand schreit“, sagt Jonas.
„…dass ich nicht in zwei Hälften zerreiße“, sagt Emma.
„…dass die Zombie-Sterne nicht verbrennen“, sagt Ben.
„…dass wir uns erinnern, zu atmen“, sagt Lea.
