19. Das Band am Handgelenk

Der Alltag holt sie wieder ein. In der Schule, in der Uni, auf der Arbeit.

Ben sitzt im Bus, schaut auf sein Handy. In der Klassengruppe macht sich jemand über ein Mädchen lustig. Seine Finger fliegen über die Tastatur – eine spitze Antwort, ein Witz, der die Situation noch anheizen würde.
Da streift sein Blick das rote Bändchen an seinem Handgelenk.

Er hält inne. Atmet ein. Löscht den Satz, bevor er auf „Senden“ drückt.
„Was machst du?“, fragt sein Sitznachbar.
„Nix“, sagt Ben. „Ich schreib’s lieber nicht.“

Emma steht am Bahnsteig, verirrt zwischen Reisenden. Sie spielt mit ihrem Bändchen, während sie überlegt, wie sie die nächste Nachricht an ihre Mutter formuliert. „Ich kann später kommen“ oder „Ich muss früher gehen“.
Sie atmet tief durch, bevor sie schreibt.

Lina zeigt ihrem Lieblingsmenschen in der Schule stolz das Band. „Das ist unser Adventsband“, erklärt sie. „Wenn ich sauer werde, fass ich es an und atme. Manchmal hilft es. Manchmal nicht. Aber ich versuch’s.“


Im Bild: drei verschiedene Szenen mit Händen und Bändchen – im Bus, am Bahnsteig, auf dem Schulhof. Untertitel: „Das Band erinnerte sie daran, kurz innezuhalten, bevor sie etwas taten, das sie später bereuen würden.“