14. Atmen auf Linas Bett
Lea klopft leise an Linas Tür.
„Nein“, kommt es dumpf aus dem Kissen.
„Ich würd mich einfach gern zu dir setzen. Ich sag erstmal nichts“, antwortet Lea.
Sie setzt sich auf die Bettkante, sagt tatsächlich eine Weile kein Wort. Linas Schultern zucken noch nach.
„Ihr sagt immer, ihr wollt, dass es schön wird“, schluchzt Lina irgendwann. „Aber ihr schreit doch immer wieder. Dann ist es wieder kaputt.“
Lea holt einen kleinen Schneemann aus Stoff vom Regal und legt ihn auf Linas Bauch. „Schau mal“, sagt sie. „Der Schneemann fährt Fahrstuhl. Hoch beim Einatmen, runter beim Ausatmen.“
Lina schnaubt halb lachend, halb weinend. „Das ist kindisch.“
„Ein bisschen“, gibt Lea zu. „Hilft’s ein bisschen?“
Lina beobachtet den Schneemann, wie er sich hebt und senkt. „Ein bisschen.“
Lea zählt leise: „Wir atmen zusammen ein – eins, zwei, drei, vier – und aus – eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs.“
Im Bild: Linas Bauch mit dem Schneemann darauf, Tränen, die trocknen, während der Atem ruhiger wird.
