7. Emma zwischen den Welten
Später sitzt Emma am Fensterbrett mit dem Handy am Ohr. Draußen blinken Weihnachtssterne in den Fenstern der Nachbarhäuser.
„Ja, Mama, ich weiß…“, sagt sie leise. „Ich will ja auch bei dir sein. Aber Papa… und Lea… und die Kleinen…“
Sie hört zu, die Stirn wird faltenreicher. „Ich hab einfach Angst, dass einer von euch enttäuscht ist. Egal, wie ich’s mache.“
Jonas kommt in den Flur, hört ihren leisen, engen Ton, bleibt stehen. Er macht eine Bewegung, als würde er hineingehen, bleibt dann aber unsicher an der Tür stehen. Er hört, wie Emma sagt: „Ich will nicht wählen müssen.“
Als das Gespräch vorbei ist, setzt Emma sich auf den Teppich im Flur, den Rücken an die Wand, das Handy neben sich. Jonas setzt sich vorsichtig ein Stück entfernt dazu.
„War das schwer?“, fragt er.
Emma nickt. „Ich hasse Weihnachten“, murmelt sie. „Nicht wegen Weihnachten. Wegen dem Drumherum.“
Lea kommt hinzu, ohne ein Wort zu sagen, und reicht Emma ein kleines Notizbuch und einen Stift.
„Manchmal hilft es, alles rauszuschreiben, ohne dass es jemand lesen muss“, sagt sie. „Nicht, um eine Lösung zu finden. Nur, damit es Platz im Kopf bekommt.“

