2. Das rote Band
Später, als die Jacken hängen und die Schuhe halbwegs aus dem Weg sind, kommt Lea mit einem roten Wollknäuel aus dem Arbeitszimmer. Es leuchtet wie ein kleiner Farbfleck in der noch eher grauen Wohnung.
„Was ist das?“, fragt Lina und fingert neugierig daran herum.
„Unser Adventsband“, sagt Lea. „Eine Idee von mir. Vielleicht ein bisschen schräg.“
Ben grinst schief. „Machst du jetzt Traumfänger für Weihnachten?“
„Fast“, sagt Lea und lacht. „Ich dachte: Wir sind ja keine klassische Weihnachtsfamilie. Vielleicht hilft uns etwas, das uns erinnert, dass wir trotzdem zusammengehören.“
Sie schneidet ein Stück ab, knotet die Enden zusammen und legt den roten Ring in die Mitte des Küchentisches. Zwischen Krümeln und einem Kuli sieht er aus wie etwas, das seinen Platz erst noch finden muss.
„Das Band ist unser Zeichen“, erklärt Lea. „Es erinnert uns: Wir sind verbunden. Auch wenn wir uns nerven.“
Jonas nickt. „Und vielleicht auch daran, dass wir dieses Jahr versuchen, ein bisschen achtsamer miteinander umzugehen.“
Lea sagt: „Berührt mal alle das Band und sagt einen Satz: ‚Ich bin heute hier und fühle mich…‘“
Lina legt vorsichtig einen Finger darauf. „…aufgeregt“, flüstert sie.
Ben stützt sich mit der Hand daneben. „…müde. Und skeptisch.“
Emma fingert am Knoten. „…unsicher.“
Jonas legt seine große Hand dazu. „…froh, dass ihr da seid. Und ein bisschen ängstlich, dass ich’s versaue.“

