Wer spielt alles mit?
Jonas ist Anfang/Mitte vierzig. Er ist ein ruhiger, herzlicher Mann, manchmal etwas planlos und in Gedanken. Wenn er lacht, wirkt er plötzlich viel jünger, doch oft sieht man ihm die Müdigkeit an den Schultern und unter den Augen an. Er möchte unbedingt ein „guter Vater“ sein und versucht, es allen recht zu machen – seinen drei Kindern, Lea und seiner Ex-Partnerin. Dabei vergisst er häufig, was er selbst braucht. Konflikten geht er lieber aus dem Weg, macht Witze oder lenkt ab. Wenn der Druck zu groß wird, wird er schnell laut und sagt Dinge, die er hinterher bereut. Danach quält er sich mit schlechtem Gewissen. Jonas mag gemütliche Abende mit Kerzen, gutem Essen und kleinen Gesten: früh Brötchen holen, Musik anmachen, die anderen mit Kakao überraschen. Er trägt meistens einfache Pullover und Jeans, wirkt eher praktisch als schick. Seine größte Sorge ist, dass die Kinder sich bei ihm nicht wirklich zu Hause fühlen und ihn irgendwann nur noch „besuchen“. Oft hört man ihn sagen: „Ich geb mir ja Mühe…“ oder „Ist doch nicht so gemeint“, wenn er merkt, dass er jemanden verletzt hat.
Lea ist Ende dreißig, ruhig, aufmerksam und hat einen feinen, eher leisen Humor. Sie hat warme Augen, bewegt sich eher behutsam als hektisch und achtet auf kleine Dinge: ein schiefer Kerzenständer, Linas Stimmung, Bens Tonfall. Sie interessiert sich für Psychologie, Achtsamkeit und Yoga, ohne jemanden belehren zu wollen. Bücherstapel und ein Notizheft mit Ideen und Zitaten gehören zu ihr wie ihr lockerer Dutt oder Pferdeschwanz. In der Patchworkfamilie möchte sie für die Kinder wichtig sein, ohne deren Mutter zu ersetzen. Das macht sie manchmal unsicher und vorsichtig. In Stressmomenten wird sie noch freundlicher, spricht sanft, stellt Fragen und versucht, zu sortieren und zu beruhigen. Manchmal merkt sie selbst, dass sie zu viel Verantwortung übernehmen will, um Spannungen zu glätten. Von ihr kommen die Ideen für Atempausen, das rote Band und kleine Adventsrituale, die allen helfen sollen, ihre Gefühle besser wahrzunehmen. Typisch für Lea sind Sätze wie: „Lass uns kurz durchatmen“ oder „Wie fühlst du dich gerade?“ – und die Art, bei Gesprächen eine Hand an ihre Tasse zu legen, als würde sie sich daran festhalten.
Emma ist 19 Jahre alt, die Älteste der drei Geschwister. Sie studiert schon und wohnt in einer anderen Stadt. Nach außen wirkt sie ruhig, vernünftig und erwachsen. Ihre Kleidung ist schlicht, manchmal ein bisschen kreativ, sie hat fast immer Kopfhörer, ein Buch oder ihren Laptop dabei. Innen fühlt sie sich aber oft hin- und hergerissen zwischen Mutter, Vater und der Patchworkfamilie mit Lea. Sie hat das Gefühl, ständig „vermitteln“ zu müssen und alles im Blick zu behalten – Termine, Stimmungen, Erwartungen. Emma kann sehr gut zuhören und versteht meistens alle Seiten. Dabei vergisst sie leicht, was sie selbst möchte, und sagt oft: „Passt schon“, obwohl es eigentlich nicht passt. Besonders an Weihnachten ist das schwer für sie, weil sie immer das Gefühl hat, sich entscheiden zu müssen und jemanden zu enttäuschen. Sie mag ruhige Gespräche am Abend, Kerzen, Musik, gemeinsames Lachen – weniger das starre Pflichtprogramm und die Diskussionen, wer wann wo wie lange sein soll. Typische Sätze von ihr sind: „Ich versteh euch beide“ und „Ich weiß nicht, wie ich’s machen soll.“ Wenn sie ehrlich über ihre eigenen Gefühle spricht, wird ihre Stimme leiser, und ihr Blick geht oft zum Boden oder aus dem Fenster.
Ben ist 16 Jahre alt. Er ist schlagfertig, clever und viel am Handy, meistens mit Kapuze, Sneakers und dem Handy in der Hand oder auf dem Schoß. Seine Gefühle zeigt er selten direkt. Stattdessen versteckt er sie hinter Witzen, ironischen Kommentaren und Augenrollen – vor allem dann, wenn er sich verletzt, übergangen oder unwichtig fühlt. In der Patchworkfamilie hat er Angst, nur zweite Wahl zu sein, immer „irgendwo dazwischen“: zwischen Elternteilen, zwischen alten und neuen Regeln, zwischen Kind und Erwachsenwerden. Er achtet genau darauf, wer wann wie reagiert, würde das aber nie zugeben. Öffentlich sagt er, er hasst künstliche Harmonie und zu viel Kitsch. Heimlich mag er jedoch das Zusammensein, das gute Essen, gemeinsame Filme und Insiderwitze, bei denen alle gleichzeitig lachen. Wenn ihn etwas wirklich berührt, wird er eher still, spielt an seinem Ärmel oder am roten Band und wechselt das Thema, anstatt etwas Nettes zu sagen. Von ihm hört man oft: „Mega peinlich“ oder „Ist doch eh alles egal“ – Sätze, hinter denen sich oft ein sehr weiches Herz versteckt.
Lina ist 13 Jahre alt, die Jüngste. Sie ist lebhaft, fantasievoll und sehr empfindsam. Ihre Augen leuchten schnell, wenn es um Geschichten, Basteln oder Deko geht. Sie liebt alles an Weihnachten: Lichter, Glitzer, Musik, Plätzchen und das Gefühl von „heiler Welt“. Ihr Zimmer ist oft voller kleiner selbstgemachter Dinge – Sterne aus Papier, Gläser mit Teelichtern, Zeichnungen. Spannungen im Raum spürt sie sofort, noch bevor jemand laut wird. Dann zieht sich ihr Bauch zusammen, sie wird still oder fängt schnell an zu weinen. Sie bekommt schnell Angst, dass „alles kaputt geht“, wenn gestritten wird, vor allem in der Adventszeit. Am meisten wünscht sie sich ein Weihnachtsfest ohne Streit, an dem alle freundlich zueinander sind und niemand plötzlich verschwindet oder die Tür knallt. Deshalb klammert sie sich stark an schöne Bilder und Rituale: den geschmückten Baum, den Adventskranz, das Plätzchenbacken. Streit trifft sie besonders hart, aber sie kann sich auch schnell wieder freuen, wenn sich jemand entschuldigt oder sie merkt, dass die Liebe noch da ist. Typische Sätze von ihr sind: „Ich will, dass es schön ist!“ und „Jetzt ist Weihnachten kaputt…“, aber genauso oft hört man von ihr ein begeistertes: „Oh, ist das schön!“ wenn irgendwo ein Licht angeht.

