Warum diese Geschichte?

Dieses Buch ist aus einer Spannung heraus entstanden, die viele Familien kennen – besonders im Advent:

Auf der einen Seite steht das Bild vom perfekten Weihnachten: Lichter, Plätzchenduft, strahlende Kinderaugen, alle sind friedlich und dankbar.
Auf der anderen Seite steht die Wirklichkeit: volle Kalender, Patchwork-Pläne zwischen zwei (oder mehr) Haushalten, alte Verletzungen, neue Beziehungen, zu viel Erwartung, zu wenig Kraft.

Für Kinder ist Weihnachten oft mit einem tiefen Wunsch verbunden:
„Bitte, dieses eine Mal soll alles gut sein.“
Vor allem Kinder in Trennungs- und Patchworkkonstellationen tragen diesen Wunsch oft still in sich. Sie wollen keine komplizierten Erwachsenenlösungen. Sie wollen Nähe, Verlässlichkeit und das Gefühl, dazu zu gehören – ohne wählen zu müssen.

Für Erwachsene fühlt sich der Advent dagegen oft an wie ein Projekt, das gelingen muss:
Geschenke, Fahrpläne, „Quality Time“, Gerechtigkeit zwischen allen Beteiligten, und bitte kein Streit an Heiligabend. Wer eine neue Partnerschaft hat, versucht zusätzlich, alte und neue Familie irgendwie zu verbinden, ohne jemandem den Platz zu nehmen.

Zwischen diesen beiden Welten spielt diese Geschichte.

„Heiligabend, heil genug“ erzählt von einer Patchworkfamilie, die nicht besonders religiös ist und trotzdem spürt, dass der Advent eine besondere Zeit ist.
Jonas, Lea, Emma, Ben und Lina haben sehr unterschiedliche Wünsche:

  • Die Kinder sehnen sich nach Weihnachtsgefühl, Kitsch, heiler Welt – und danach, dass Erwachsene es „nicht wieder kaputt machen“.
  • Die Erwachsenen wünschen sich weniger Stress, weniger Konsumdruck, weniger Drama – und sind gleichzeitig verstrickt in eigene Ängste und Schuldgefühle.

Diese Geschichte behauptet nicht, dass es ein Rezept für das perfekte Fest gibt. Im Gegenteil: Hier wird gestritten, Türen knallen, Tränen fließen.
Und genau deshalb ist sie geschrieben worden.

Sie möchte zeigen:

  • dass Streit in Familien vorkommt – auch im Advent,
  • dass Mut bedeutet, Gefühle ehrlich auszusprechen,
  • dass Nähe nicht dann entsteht, wenn alles glatt läuft, sondern wenn Menschen nach einem Konflikt wieder aufeinander zugehen,

…und dass Achtsamkeit kein Zaubertrick ist, der alle Probleme löst, sondern ein kleiner, aber wichtiger Unterschied:
Wir halten inne. Wir hören zu. Wir atmen, bevor wir weiterreden.

Das rote Band in der Geschichte steht für diese Verbindung:
Manchmal liegt es ordentlich in der Mitte, manchmal hängt es halb vom Tisch, manchmal tragen alle ein Stück davon am Handgelenk. Es erinnert daran, dass Familie nicht dadurch „heil“ ist, dass alles perfekt läuft, sondern dadurch, dass wir uns immer wieder neu verbinden – mit uns selbst und miteinander.

Dieses Buch richtet sich an Kinder, die spüren:
„Bei uns ist Weihnachten nicht wie in der Werbung – aber ich wünsche mir trotzdem Geborgenheit.“

Und es richtet sich an Erwachsene, die sich eingestehen:
„Ich schaffe es nicht, alles richtig zu machen – aber ich möchte lernend, ehrlich und liebevoll da sein.“

Vielleicht könnt ihr die Geschichte gemeinsam lesen – als Einladung, über eigene Wünsche, Ängste und Hoffnungen zu sprechen.
Vielleicht wird sie ein Adventsbegleiter, der nicht sagt: „So musst du es machen“,
sondern eher: „So könnte es aussehen, wenn wir uns erlauben, unperfekt und gleichzeitig verbunden zu sein – heiligabend, heil genug.“