4. Der Adventskranz-Streit


Am nächsten Tag steht ein schlichter Strohkranz auf dem Wohnzimmertisch. Daneben: ein Karton mit bunten Kugeln, eine Tüte mit getrockneten Orangenscheiben und Zimtstangen, eine Schachtel mit eher kitschigen kleinen Engeln.

„Ich will Glitzer!“, ruft Lina und wühlt in den Kugeln.
Ben verdreht die Augen. „Das sieht aus wie ein explodierter Weihnachtsladen. Lass uns das einfach schlicht machen. Vier Kerzen, fertig.“
Lea kramt in der Tüte mit den Orangenscheiben. „Ich mag es gern natürlich“, sagt sie. „Holz, Tannengrün, sowas.“
Jonas steht daneben und versucht, nicht zu seufzen. „Macht doch einfach, wie ihr möchtet“, murmelte er.

Lina schaut verletzt. „Immer wenn ich was aussuche, ist es ‚zu viel‘“, sagt sie.
„Weil du alles vollhängst“, schießt Ben zurück. „Das ist nicht Weihnachten, das ist ein Deko-Unfall.“

Die Stimmen werden lauter, Hände reißen an denselben Zweigen, eine Kugel rollt über den Boden. Man spürt im Raum die bekannte Spannung, die alle schon von früher kennen.


Lea hebt plötzlich eine Hand. „Stopp. Schneeflocken-Stopp“, sagt sie.
„Was?“, fragt Ben.
„Stellt euch vor, ihr seid eine Schneeflocke, die ganz langsam auf einen Ast sinkt. Für drei Atemzüge machen wir gar nichts. Nur atmen und in eine Kerze schauen.“

Sie zündet eine der Kerzen an. Zögernd richten sich die Blicke darauf. Im Bild: Die Flamme spiegelt sich in drei Paar Augen, das vierte guckt seitlich skeptisch.

Nach drei tiefen Atemzügen sagt Lea: „Jede*r darf einen Herzens-Deko-Wunsch sagen.“
Lina: „Eine richtig glitzernde Kugel.“
Ben: „Kein Kitschengel.“
Lea: „Ein bisschen Natur – die Orangenscheiben.“
Jonas denkt kurz nach. „Dass niemand heult, weil es nicht ‚perfekt‘ ist.“