21. Emmas Zweifel
Später sitzt Emma mit Lea am Küchentisch. Der Baum steht noch ungeschmückt im Wohnzimmer, eine Lichterkette liegt wie ein schlafender Drache zu seinen Füßen.
„Mama hat geschrieben“, sagt Emma. „Sie will, dass ich am 24. länger bleibe. Sie schreibt, dass sie sich allein fühlt, wenn ich gehe.“
Ihre Finger kreisen das rote Band. „Ich fühl mich, als würde ich jemanden im Stich lassen, egal, was ich mache.“
Lea rührt in ihrem Tee. „Ich kann dir nicht sagen, was richtig ist“, sagt sie. „Aber ich kann dir helfen herauszufinden, was sich für dich stimmig anfühlt.“
„Leg mal eine Hand auf dein Herz“, sagt Lea. „Schließ die Augen. Stell dir vor, du bist erst dort – bei deiner Mutter. Dann später hier. Wie fühlt es sich an? Und dann umgekehrt.“
Im Bild: Emmas Gesicht mit geschlossenen Augen, Innenbilder wie leichte Schatten im Hintergrund – sie mit der Mutter auf dem Sofa, sie mit den anderen am Tisch.
„Ich glaub, ich will teilen“, sagt Emma schließlich. „Aber ich will es ehrlich sagen und nicht so, als würde ich mich entschuldigen, dafür dass ich zwei Familien habe.“
