12. Streit um Heiligabend

Es dauert nicht lange, bis es knallt.

„Also“, beginnt Jonas vorsichtig, „ich würde mich freuen, wenn wir Heiligabend hier zusammen verbringen.“
Emma beißt sich auf die Lippe. „Mama möchte, dass ich bei ihr bleibe, bis spät abends“, sagt sie leise.

Ben schnaubt. „Ja klar. Wir sind halt wieder die zweite Wahl.“
„So hab ich das nicht gesagt“, antwortet Emma scharf.
„Aber so ist es doch“, fährt Ben ihr über den Mund. „Du kommst, wenn die ‚Hauptfamilie‘ durch ist.“

Jonas fühlt sich getroffen. „Ben, das ist nicht fair“, sagt er lauter. „Emma versucht—“
„Ich hab nur gesagt, wie es sich anfühlt“, faucht Ben. „Aber hier darf man ja nur noch nett sein!“

Lea versucht einzuhaken. „Können wir kurz—“
„Du mit deinem Achtsamkeitsquatsch“, schießt Ben. „Als würde Atmen irgendwas ändern!“

Lina springt vom Stuhl, die Augen glänzen. „Hört auf!“, ruft sie. „Ihr macht alles kaputt!“
Emma steht auf, der Stuhl stößt gegen die Wand. „Ich kann einfach gar nichts richtig machen“, sagt sie, ihre Stimme bricht.

Die Worte prallen im Raum wie zu schnell geworfene Bälle. Schließlich knallt eine Tür.

Achtsamkeitsmoment (verpasst):
Im Bild: der Adventskranz von oben, eine Kerze ist schief, das rote Band hängt halb vom Tisch. Die Stille nach dem Streit ist fast lauter als der Lärm vorher.
Hier gibt es bewusst kein gelungenes Innehalten – damit glaubwürdig bleibt, dass Lernen nicht linear ist.